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Bezahldienst Wallet: PayPal verklagt Google

27. Mai 2011

Wie vermutet stellte Suchmaschinenbetreiber Google gestern seinen mobilen Bezahldienst Google Wallet vor – und hat prompt die erste Klage eines Konkurrenten am Hals. PayPal gefällt das neue Bezahlsystem per Mobiltelefon, das als unerschlossener Milliardenmarkt gilt, nämlich überhaupt nicht. Das Tochterunternehmen der Ebay-Plattform, das ebenfalls an einem mobilen Bezahldienst arbeitet, wirft Google Geheimnisverrat vor und reichte kurz nach der Ankündigung Klage ein.

PayPal geht dabei gegen zwei ehemalige Mitarbeiter vor, die inzwischen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Googles neuem Bezahldienst spielen und angeblich Geschäftsgeheimnisse verraten haben sollen. Die Ebay-Tochter behauptet, dass Google PayPal-Manager Osama Bedier Anfang des Jahres abgeworben habe, um an Geschäftsgeheimnisse zu kommen. Bedier ist nun für Google Wallet zuständig und war auch bei der gestrigen Präsentation anwesend. Angeblich wollte der Suchmaschinen-Riese den hochrangigen Paypal-Manager unbedingt haben. Stephanie Tilenius, die ebenfalls für Google Wallet zuständige Managerin, soll – obwohl es ihr vertraglich verboten worden war – dabei geholfen haben, Bedier abzuwerben. Im Januar habe Bedier dann zu den Android-Machern gewechselt, Tilenius wechselte bereits 2009, dies berichtete unter anderem die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Osama Bedier bei der Vorstellung von "Google Wallet"

In der Klage heißt es zudem, dass sich Bedier und Google die Geschäftsgeheimnisse der Ebay-Tochter PayPal unrechtmäßig angeeignet haben und diese Informationen auch mit anderen Unternehmen teilten, die nun als Partner am Projekt „Google Wallet“ beteiligt sind. Auch PayPal arbeitet derzeit an einem mobilen Bezahlservice, der gegen Ende des Jahres bereits in den ersten Geschäften getestet werden soll.

Viele sehen dies als einen Versuch der Konkurrenz, Googles Handy-Bezahldienst zu schwächen, noch bevor das System überhaupt richtig gestartet ist. Unklar ist bislang, ob der Testlauf, bei dem ein Versuchsaufbau mit einer überschaubaren Teilnehmerzahl angedacht ist – wie geplant durchgeführt werden kann. Demnach können in den US-Städten San Francisco und New York nur Personen die neue Bezahloption testen, die über ein Google-Smartphone Nexus S und über eine MasterCard der Citibank verfügen und zudem im Netzwerk des US-Mobilfunkanbieters Sprint angemeldet sind. Bis zum Sommer soll Wallet auf den Rest der Vereinigten Staaten ausgeweitet werden, über einen Europastart ist bisher noch nichts bekannt.

Sicherer als die Kreditkarte
Google stellte sein Bezahlsystem “Google Wallet” am Donnerstag vor. Die Idee: Kunden brauchen an der Kasse künftig nur noch ihr Mobiltelefon vor ein Terminal zu halten, um ihren Einkauf – bargeldlos – zu bezahlen. Gleichzeitig werden dabei auch noch Punkte auf der Rabattkarte gutgeschrieben. Der Android-Macher will damit die Geldbörse samt Bank-, Kredit- und Rabattkarten überflüssig machen. Später sollen die Handys sogar beispielsweise Flug- oder Theatertickets ersetzen. Google setzt dabei auf die sogenannte Near Field Communication (NFC), ein Standard zum Austausch von Daten über kurze Entfernungen. Google-Managerin Tilenius versicherte, dass dieses System viel sicherer sei als eine Kreditkarte. So sollen Passwörter und die Verschlüsselung der Daten verhindern, dass Unbefugte mit dem Handy bezahlen können. Bei Google geht man derzeit davon aus, dass sich das Handy-Bezahlsystem rasch verbreitet und bis 2014 rund die Hälfte aller Smartphones mit einem NFC-Chip ausgestattet sein wird.

Tilenius versicherte zudem, dass es sich bei Google Wallet um ein offenes System handle. Laut Angaben des Internetkonzerns müssen weder die Partner Gebühren für die Nutzung zahlen noch werde es eine Bevorzugung Einzelner geben – jeder Partner könne mitmachen. Die ersten beteiligten Händler sind zum einen die amerikanischen Fastfood-Läden von Subways sowie die Wallgreens-Drogeriemärkte und die bekannte US-Kaufhauskette Macy’s.


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