Patentstreit: Apple muss an Nokia zahlen
In der IT-Branche ist ein regelrechter Patentkampf ausgebrochen. Unzählige Wettbewerber kämpfen vor Gericht um ihr geistiges Eigentum. Nun ist wohl auch der langwierige Patenstreit zwischen Nokia und Apple vorerst Geschichte. Der angeschlagene Mobiltelefonhersteller Nokia konnte im jahrelangen Rechtsstreit mit dem Erzrivalen Apple überraschend einen Sieg erringen. Somit wird Apple an Nokia zahlen und sich in eine Reihe von Lizenznehmern bei den Finnen eingliedern müssen.
So gab der finnische Konzern am Dienstag bekannt, dass die schiere Patentmacht gesiegt habe. Das Unternehmen mit Sitz in Cupertino zahle künftig Lizenzgebühren und zudem eine einmalige Abgabe an Nokia. Die Höhe der Apple-Zahlungen nannte man nicht. So hieß es lediglich, dass die genauen Vereinbarungen streng vertraulich seien. Experten vermuten jedoch, dass die Finnen vom US-Konzern etwa ein bis zwei Prozent der iPhone-Umsätze erhalten könnten. Diese dürften sich im Jahr 2011 auf satte 43 Milliarden US-Dollar belaufen.
Bei dem Patentkrieg der beiden Konzerne war es monatelang um die Frage der Sprach- und Datenübertragung gegangen, insbesondere im Smartphone-Bereich. Demnach soll Apple dabei angeblich Nokia-Technik in den iPhone-Geräten vergangener Generationen verbaut haben. Darüber hinaus beklagten sich die Finnen erst vor wenigen Monaten darüber, dass das Unternehmen unter Steve Jobs in den Bereichen Datensynchronisierung, Multi-tasking der Betriebssysteme, Sprachqualität, Positionsdatenerfassung sowie dem Einbau von Bluetooth-Technik bei Nokia sozusagen abgeschaut habe.
Guter Ausgang für Nokia
Den Aussagen Nokias zufolge wurden alle Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt. Analysten werteten die Beilegung des Rechtsstreits als positiv. So seien dies seit langem die ersten guten Nachrichten von Nokia. „Die Struktur des Geschäfts – eine Einmalzahlung sowie fortlaufenden Nutzungsgebühren – deutet auf einen ziemlich guten Ausgang für Nokia hin“, so der unabhängige Experte für Patentstreitigkeiten Florian Müller. Die Einigung wird den Gewinn des finnischen Herstellers im zweiten Quartal sehr wahrscheinlich beflügeln. Erst Ende vergangenen Monats hatte Nokia die Geschäftsziele für das Gesamtjahr zurückgezogen, weil der einst unangefochtene Platzhirsch wegen der starken Konkurrenz etwa durch den Erzrivalen Apple und dessen iPhone lange nicht so viele Geräte verkauft, wie man zunächst erhoffte.
An der Börse in Helsinki legten die Nokia-Aktien bis zum Nachmittag um etwa zwei Prozent zu. Der derzeitig am Markt führende Handyhersteller taumelte zuletzt immer tiefer in die Krise. So kündigten die Finnen erst Ende April den Abbau von rund 6.000 Stellen an. Mit der Partnerschaft zu Microsoft soll nun das Ruder auf dem boomenden Markt der Allrounder im Bereich der Mobiltelefone herumgerissen werden, auf dem neben Konkurrent Apple mit seinem iPhone Geräte mit Googles Betriebssystem Android den Takt vorgeben. Experten zweifeln jedoch immer mehr an einen erfolgreichen Ausgang dieses Plans.
Patente als Geldquelle
Nokia freue sich, Apple in den Reihen seiner Lizenznehmer willkommen zu heißen, dies verkündete Nokia CEO Stephen Elop – und wohl nicht ganz ohne Genugtuung. Die Einigung im Rechtsstreit betrifft demnach alle Patentansprüche in den oben genannten Bereichen. Apple zahlt in Jahreslizenzen.
Ob die Beilegung des Rechtsstreits allerdings gleichzeitig ein Eingeständnis Apples ist, dass man Patente anderer verletzt habe, oder ob es dem iPhone-Hersteller lediglich darum ging, in den Markt wieder Ruhe zu bringen und auf einen ganz normalen Konkurrenzkampf außerhalb der Gerichtssäle zu setzen, ist nicht bekannt.